Frau Minne und die Zürcher Juden
Die mittelalterlichen Wandmalereien an der Brunngasse und ihr Kontext
Rotach, Brigitta / Wild, Dölf / Epstein-Mil, Ron / Landau, Ehud M. /
Erschienen am
06.06.2024
Beschreibung
Vor einigen Jahren sind im Haus an der Brunngasse 8 in Zürich Wandmalereien von einzigartiger Bedeutung zum Vorschein gekommen. Sie entstanden um 1330 und schmückten einen grossen, repräsentativen Saal mit Motiven aus der höfischen Welt des Minnesangs. Auftraggeberin und Besitzerin des Hauses war Frau Minne, eine vornehme Zürcher Jüdin. Sie und ihre beiden Söhne Mosche und Mordechai ben Menachem waren im Geldleihgeschäft tätig, Mosche war zudem Rabbi und Autor einer bedeutenden Sammlung von Talmudkommentaren.
Im mittelalterlichen Europa waren die Juden zunehmend Verfolgungen ausgesetzt; so auch während der grossen Pestpandemie 1347–1353. In Zürich wurden am 23. Februar 1349 die männlichen Mitglieder der jüdischen Gemeinde ermordet, die Frauen und Kinder vertrieben. Zu den Opfern gehörte auch Rabbi Mosche ben Menachem.
Die in diesem Buch versammelten Beiträge von dreizehn Autorinnen und Autoren kreisen um die Malereien und ihren Kontext. Wie stehen diese zum biblischen Bilderverbot? Wie war die Stellung der jüdischen Frau in einer von Männern dominierten, christlichen Gesellschaft? Wie kam es zum Geldgeschäft als Gewerbe und zum Zerrbild des «geldgierigen Juden»? Stand ein wütender Mob hinter dem Pogrom von 1349 oder letztlich eine Oberschicht, welche vom Tod der jüdischen Gläubiger profitierte?