Beschreibung
Das Seminar Unterstrass, ein privates Lehrerseminar im Kanton Zürich, stand in seiner über 150-jährigen Geschichte wegen grundlegender Veränderungen im Lehrerbildungssystem mehrfach vor grossen Herausforderungen. Die vorliegende historische Analyse konzentriert sich auf drei Brennpunkte: die Gründungsphase um 1870, die 1930er-Jahre, als im Kanton Zürich eine Tertiarisierung der Lehrer*innenbildung und damit eine Trennung von Allgemein- und Berufsbildung angestrebt wurde, und die 1990er-Jahre, als die schweizerischen Lehrerseminare in pädagogische Hochschulen überführt wurden.
Als private, christliche Lehrer*innenbildungsstätte bewegte sich das Seminar Unterstrass im Kontext bildungspolitischer Einflüsse, kirchlicher Ansprüche und finanzieller Herausforderungen. Die Bildungspolitik definierte die Rahmenbedingungen für private Bildungsinstitutionen, die christliche Gemeinschaft bot finanzielle und personelle Unterstützung. Daneben bestand eine der Hauptsorgen darin, genügend Seminarist*innen aufnehmen und so den Schulbetrieb finanzieren zu können. Der Direktor und der Vorstand des Seminars wandten verschiedene Strategien an, um die Probleme zu bewältigen. Neben Anpassungen im Schulprofil, etwa bei den Aufnahmekriterien oder der religiösen Ausrichtung, gehörten dazu vielfältige Formen des Lobbyings.
Inhalt
1 Vorbemerkung und Dank
2 Einleitung
3 Konzepte zur Beschreibung einer konfessionellen Privatschule
in einem sich verändernden Umfeld
3.1 Kirche und Religion
3.2 Staat: Gesellschaft, Politik und Wirtschaft
3.3 Schulwesen im Kanton Zürich
3.4 Privatschulen mit Profil als Antwort aufs staatliche
Bildungsmonopol
3.4.1 Privatschulwesen im Kanton Zürich
3.4.2 Merkmale eines evangelischen Schulprofils
3.5 Lobbying als geeignetes Vorgehen
in Zeiten von Umstrukturierungen
3.5.1 Möglichkeiten der politischen Einflussnahme im Kanton Zürich
3.5.2 Phasen des Lobbyings nach dem Policy-Zyklus-Modell 50
3.6 Fragestellung
3.7 Quellenlage
4 Aufbruch in unruhigen Zeiten (1868–1875)
4.1 Religion in Zeiten des Kulturkampfs
4.1.1 Pietismus in der zürcherischen Gesellschaft
4.1.2 Der Kulturkampf innerhalb der protestantischen Kirche
im Kanton Zürich
4.2 Gesellschaft und Staat
4.3 Schulwesen und Lehrerbildung im Kanton Zürich
im 19. Jahrhundert
4.3.1 Schulfragen im Kontext des Kulturkampfes
4.3.2 Konfessionelle Seminare in der Schweiz
4.4 Umgang mit der Krise am Seminar Schiers
4.4.1 Ausgangslage am Seminar Schiers
4.4.2 Neues Seminar als Lösung für die Probleme am Seminar Schiers
4.4.3 Konzeption der Ausbildung in den Anfängen
des Seminars Unterstrass
4.4.4 Religion im Schulprofil des Seminars Unterstrass
4.4.5 Menschen am Seminar
4.4.6 Frauen am Seminar
4.4.7 Die ersten Jahre Seminar Unterstrass
4.4.8 Zusammenfassung zu den Lobbyingmechanismen
in der Gründungszeit
5 Zwischen Bewahren und Öffnen (1925–1955)
5.1 Religion in der Zwischenkriegszeit
5.1.1 Die reformierte Kirche in der zürcherischen Gesellschaft
5.1.2 Religion im Kontext der Schule
5.2 Gesellschaft und Staat
5.3 Schulwesen und Lehrerbildung im Kanton Zürich
5.3.1 Privatschulwesen im Kanton Zürich
5.4 Das Seminar Unterstrass in der Zwischenkriegszeit
5.4.1 Organisation
5.4.2 Neue konfessionelle Ausrichtung am Seminar Unterstrass
5.4.3 Menschen am Seminar
5.4.4 Frauen am Seminar
5.5 Das neue Lehrerbildungsgesetz als Krise
5.5.1 Erster Gesetzesentwurf (1926–1935)
5.5.2 Lobbyingmechanismen im ersten Gesetzgebungsverfahren
5.5.3 Zweiter Gesetzesentwurf (1933–1938)
5.5.4 Ausarbeitung Oberseminar
5.5.5 Konzeption der Ausbildung in den 1930er- und 40er-Jahren
5.5.6 Lobbyingmechanismen beim zweiten Gesetzesentwurf
5.5.7 Fazit Lobbying in den 1930er-Jahren
6 Autonomie dank Einbindung (1990–2002)
6.1 Gesellschaft und Staat
6.2 Religion im ausgehenden 20. Jahrhundert
6.2.1 Religiöse Praktiken in der züricherischen Gesellschaft
6.2.2 Biblische Geschichte und Lebenskunde
in den zürcherischen Schulen
6.3 Private und öffentliche Schulen und Lehrer*innenbildung
im Kanton Zürich
6.4 Das Seminar Unterstrass in den 1990er-Jahren
6.4.1 Konzeption der Lehramtsschule und der Lehrer*innenbildung
6.4.2 Religion am Seminar Unterstrass
6.4.3 Menschen am Seminar
6.5 Krise: Vom Seminar zum Institut
6.5.1 Vorarbeiten der EDK (1990–1994)
6.5.2 Ausarbeitung Fachhochschulgesetz (1994–1998)
6.5.3 Umsetzung: Vom Fachhochschulgesetz zur
Pädagogischen Hochschule Zürich (1998–2002)
6.5.4 Lobbyingmechanismen bei der Umgestaltung
vom Seminar zum Institut
7 Fazit
7.1 Religion im Schulprofil als Vor- und Nachteil
7.1.1 Bedeutungswandel von Religion in Gesellschaft,
öffentlicher Schule und Seminar Unterstrass
7.1.2 Evangelisch während 150 Jahren?
7.2 Anpassungen des Schulprofils
7.2.1 Lehrpläne
7.2.2 Menschen am Seminar
7.3 Fazit zum Lobbying
7.3.1 Vergleich der Lobbyingmassnahmen
nach dem Policy-Zyklus-Modell
7.3.2 Vergleich der Lobbyingmassnahmen
der bildungspolitischen Akteure
7.3.3 Vergleich der Instrumente des Lobbyings
8 Schlusswort
Personen
Abbildungen und Tabellen
Abkürzungen
Quellen und Literatur