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Der hinkende Bote

Ein kulturgeschichtlicher Essay

Erschienen am 06.10.2015
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783034013079
Sprache: Deutsch
Umfang: 160
Format (T/L/B): 22.0 x 14.0 cm
Auflage: 1. Auflage

Beschreibung

Seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert tritt der hinkende Bote auf als Namensgeber und Titelfigur von populären Jahreskalendern, die in Basel, Bern oder Strassburg zum Teil bis heute erscheinen. Sein Pendant in der Wirklichkeit waren Kriegsversehrte und Wehrdienstuntaugliche, die als Botengänger eingesetzt wurden oder sich als Kolporteure über Wasser hielten. Anhand dieser Figur erkundet der Autor die kulturgeschichtliche Vermittlung von Behinderung und zeigt auf, wie sich zeitbedingte Menschenbilder und Formen des Umgangs mit behinderten Menschen darin spiegeln. Schon in der ältesten erhaltenen Darstellung wird der hinkende Bote dem Postreiter gegenübergestellt. Dieser stand gewöhnlich für die schnelle Verbreitung von Neuigkeiten, ein zu allen Zeiten vordringliches Anliegen im Nachrichtenwesen. Dem hinkenden Boten hingegen wurde eine schwankende, ambivalente Funktion zugewiesen. Mit ihm personifizierte man das Sprichwort: «Hinter der guten Botschaft kommt oft die böse nachgeschlichen.» Infolgedessen wurde er mit der unangenehmen Nachricht und dem Hinkefuss, dem Teufel, identifiziert. Wegen seines bedächtigen Gangs konnte er aber auch zum Garanten der zuverlässigen Nachricht werden. So hiess es: «Man muss den hinkenden Boten abwarten.» Er konnte eine Meldung bestätigen, deren Echtheit bezeugen und hintergründiger erzählen. Diese positive Umdeutung der Rolle des Hinkenden, die für die Jahreskalender massgeblich wurde, wird verknüpft mit Betrachtungen über die Chancen und die Schwierigkeiten einer adäquaten Kommunikation mit und über Menschen mit Behinderung.

Inhalt

Die Rolle des Boten 9 Der Götterbote 13 Der gefallene Engel 19 Das Land der Hinkenden 23 Der seltsame Springinsfeld 29 Der Körper als Quelle allen Übels 33 Behinderung als soziales Phänomen im kulturellen Wandel 37 Reisen durch das Jammertal 43 Kommunikation von Angesicht zu Angesicht 47 Das Hin und Her der Diskurse 51 Ein Erzähler namens Antoni Sorgmann 53 Der Kalender 57 Der Marktsänger 63 Schaulust und Neugier 67 Die Ästhetik der Behinderung 71 Spott und Hohn 75 Die Aufdringlichkeit des Normalen 79 Das Sinnbild der Beharrlichkeit 83 Prothesengott 87 Glu?ck im Unglu?ck 91 Geteiltes Leid ist halbes Leid 93 Die ganze Su?sse der Liebe 95 Singularität des Ortes 99 Identität im Übergang 103 Erpressung der Aufklärung 107 Leben als Fragment 113 Ambivalenztoleranz 117 Umgang mit Menschen 119 Ein Bild sagt mehr als tausend Worte 125 Kopffu?ssler und Menschenbild 129 Medienkompetenz 131 Die Bedeutung der Botschaft 135 Den hinkenden Boten abwarten 139

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