Beschreibung
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, machte nicht nur die Armee mobil, auch die grossen Frauenverbände mobilisierten. Sie riefen die Frauenorganisationen auf, sich lokal zusammenzuschliessen und sich aktiv an der Bewältigung der Kriegsfolgen zu beteiligen. In der Stadt Zürich gelang es, wichtige Akteurinnen zum Mitmachen zu motivieren. Aus dem kriegsbedingten Zusammenschluss entstand ein paar Monate später die Zürcher Frauenzentrale.
Zunächst als Zusammenschluss bestehender Frauenorganisationen geschaffen, um Nothilfe zu leisten, konstituierte sich die Frauenzentrale 1916 als einen auf Dauer angelegten Verein. Dieser sollte ein Dach bilden für Frauenorganisationen und interessierte Einzelmitglieder 'zur Förderung gemeinsamer Interessen'. Bis in die 1940er Jahre rekrutierte die Frauenzentrale ihre Mitglieder vor allem in der Stadt Zürich. Danach entwickelte sie sich mehr und mehr zu einem kantonalen Dachverband. Wie es für die bürgerliche Frauenbewegung typisch war, engagierten sich die Frauen im sozialen Bereich: Sie organisierten Krisenhilfe, gründeten Institutionen und entwickelten neue Beratungsangebote. Ihre politischen Ziele reichten von der Einführung des obligatorischen Hauswirtschaftsunterrichts bis zum Kampf um das Frauenstimmrecht.
Die Geschichte der Zürcher Frauenzentrale gibt Einblick in die Mikrostrukturen der bürgerlichen Frauenbewegung. Im Zentrum stehen Projekte, Themen und Positionen, mit denen sich die Frauenzentrale befasste, teils in Zusammenarbeit mit anderen Frauenorganisationen oder mit Behörden, teils in Abgrenzung von ihnen. Sie bleibt dabei immer auch als Akteurin im jeweiligen historischen Kontext, insbesondere in der Zürcher sowie der schweizerischen Frauenbewegung, verortet.
Inhalt
1 Mobilmachung der Frauen
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs Ein Aufruf an die Schweizer Frauen Falsche Einschätzungen Eine Vorstandssitzung im September 1914 Erfahrene Vorstandsmitglieder Die Zürcher Frauenorganisationen um 1914 Enge Verbindungen zum Bund Schweizerischer Frauenvereine Die Mobilisierung gelingt
2 Mützen- und andere Kommissionen
Im Dienste der Armee Heimarbeit ist lebensnotwendig Männer planen, Frauen führen aus Kochrezepte, Kochkisten und Kakao Gemüsebaukurse - Armenpflege Der Elan lässt nach
3 Ein Neuanfang und ein neuer Name
Pläne für eine Frauenzentrale Die Gründungsversammlung Die Vereinsorgane Das Herzstück der Frauenzentrale Die ersten Projekte Wechselnde Standorte Statutarische und organisatorische Veränderungen Pionierinnen
4 Die Mitglieder der Frauenzentrale
Die Kollektivmitglieder der ersten Jahre Die Landvereine Konfessionelle und parteipolitische Vereine Die Kollektivmitglieder heute Einzelmitglieder Die Ehemänner Herkunft und Heirat bestimmen die gesellschaftliche Stellung Neue (un)genutzte Möglichkeiten Motive für den Beitritt Ein Blick auf die Gegenwart Wandel bei den Mitgliederbeständen
5 Klassenverständigung statt Klassenkampf
Der Landesstreik von 1918 Klassengegensätze überwinden Dank an die Behörden Geschlechterkampf oder Klassenkampf? Die Arbeiterinnenvereine lösen sich auf Wachsende Not und Marktrevolten Frauendemonstration vor dem Zürcher Kantonsrat Anhörung der Demonstrantinnen Frauenversammlung im Glockenhof Unvereinbare Gegensätze Frauengruppen zur sozialen Verständigung Konfrontation mit der Klassenfrage
6 Soziale Werke
Personelle Verflechtung zwischen Sozialer Frauenschule und Frauenzentrale Die Soziale Frage Erste Fürsorgekurse Pionierinnen gesucht Krisenhilfe im Ersten Weltkrieg Das Notspital Münchhalden Vermittlung von freiwilligen Hilfskräften Wärme- und Nähstuben Selbsthilfe und Verdienst für arbeitslose Frauen Eine Stube für ältere Frauen Abtreibungsfrage und Beratung von schwangeren Frauen Widerstand gegen den Film 'Frauennot – Frauenglück' Gründung des Vereins Mütterhilfe Mütterschule auf Erfolgskurs Die Frauenzentrale und ihre sozialen Werke
7 Beruf Hausfrau
Die obligatorische hauswirtschaftliche Fortbildung Die Bedeutung der Hauswirtschaft im Ersten Weltkrieg Frauen in der Pflicht Beruf Hausfrau Das Obligatorium wird begraben Das duale Geschlechtermodell Die Dienstbotenfrage Vermittlung von Dienstlehrstellen Ein Normalarbeitsvertrag für Dienstmädchen Hauswirtschaftliche Bildung als Arbeitslosenfürsorge Mütter der Nation Dienst an der Heimat Bedeutung der Hauswirtschaft
8 Einsatz für den Frieden
Geistige Landesverteidigung Die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit Die Haltung zum Völkerbund Rund um die Genfer Abrüstungskonferenz Eine 'réunion toute privée' mit Folgen Aufruf zum 1. August 1933 Frontenherbst in Zürich Programm der Schweizer Frauen Schwierige Nachfolge Wie viel Politik darf sein? Luftschutz und Wehranleihe Flüchtlingshilfe Im Zweiten Weltkrieg Die Frauenzentrale als politische Akteurin
9 Erwerbsarbeit der Frauen
Frauenerwerbsarbeit im 20. Jahrhundert Pionierarbeit Doppelverdienerinnen Politische Vorstösse Das Ernährer-Hausfrau-Modell Die SAFFA und das Dreiphasenmodell Die Frau in zwei Welten Sichtbarer Wandel 'KickOff' Laufbahnberatung Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit Noch sind nicht alle Forderungen erfüllt
10 Der lange Weg zum Frauenstimmrecht
Der Marsch nach Bern Der Bundesrat schubladisiert Vorstösse Erste kantonale Vorlagen in Zürich Niederlagen in der Zwischenkriegszeit Verfassungsänderung oder Neuinterpretation der Verfassung? Unterstützung von falscher Seite Mitten im Kalten Krieg Die erste eidgenössische Vorlage Fordern statt bitten Endlich am Ziel
11 Die neue Frauenbewegung
Eine neue Generation tritt auf Die FBB organisiert sich Das Private ist politisch Am Aufbau des Staatswesens mithelfen Kongress und Antikongress Der Schwangerschaftsabbruch wird Thema Gegenvorschlag und neue Volksinitiative Das Problem ist nicht gelöst Eine Lösung wird gefunden Gewalt gegen Frauen 'Wer schlaat, gaat!' Langsam sich verändernde Fronten
12 Rechtliche Gleichstellung
Die Krise der bürgerlichen Frauenbewegung nach 1971 Partnerschaft als Losung Der Frauenkongress von 1975 Die Initiative 'Gleiche Rechte für Mann und Frau' Erfolgreicher Abstimmungskampf Das neue Eherecht Die mündige Frau Die Rechtsberatung ist ein Erfolg Formelle und tatsächliche Gleichstellung
13 Die aktive Staatsbürgerin
Die Frauenvereine verlieren Funktionen und Mitglieder Die Bülacherinnen lancieren eine neue Idee Frauenpodien sind ein Erfolg Das Kurswesen wird ausgebaut Mentoring-Programm für den politischen Nachwuchs Wählen und gewählt werden Wahlempfehlungen sind ein heikles Geschäft Frauenquoten: ein heisses Eisen Ein Drittel ist nicht genug Netzwerke pflegen Politische Frauenförderung