Beschreibung
'Wienert sog gleichmässig an seiner kalten Pfeife. Für seelische Tragödien hatte er wenig Sinn. Ihn interessierte der Fall, aber nicht seine Hintergründe. Was in den Menschen vorging, kümmerte ihn nur, wenn es zur Aufhellung beitragen konnte. Er war durchaus nicht herzlos, aber in den langen Dienstjahren hatte er sich rein sachliche Korrektheit angewöhnt.'
Kriminalkommissar Wienert, der Gegenentwurf zu Glausers Wachtmeister Studer, kehrt in die literarische Landschaft zurück! Und mit ihm das Basel der Dreissigerjahre.
Das Totengässlein ist ein ruhiges, abfallendes Stück Strasse. Doch dreimal in der Woche wird die Ruhe unterbrochen und es ertönt der falsche und scharfe Klang eines Leierkastens. Borro mit seinem grünen Papagei hinkt die Stufen herauf, setzt sich auf den flachen Brunnenrand und spielt seine melancholischen Lieder – und unermüdlich krächzt der Papagei sein 'Danke schön'.
In derselben Stadt am Rhein mit einer bedeutenden chemischen Industrie geschäftet Hermann Kampschulte im Weinhandel und Immobilienbereich; ihm gehören fast alle Häuser am Totengässlein. Auch Kabarettbesitzerin Trude Schottler, sehr blond und mit unverheirateten 39 Jahren seit drei Wochen in eigenartiger Schwäche dem Barmixer Kurt Allmers verfallen, betreibt hier ihr 'Odeon'. Kampschulte und Schottler stehen in mehrfacher geschäftlicher Beziehung. Als Kampschulte eines Tages tot im Büro der Schottler entdeckt wird, tritt Kommissar Wienert auf den Plan. Der Polizeiarzt stellt fest, dass Kampschulte nicht an den vom Barmixer Allmers verabreichten Fusstritten gestorben war, sondern vergiftet wurde. Eigenartigerweise führen alle Spuren ins Totengässlein …
Autorenportrait
Stefan Brockhoff
Lange war nicht geklärt, wer genau sich hinter dem Autor 'Stefan Brockhoff' verbirgt. Nun kann dieses Pseudonym gelüftet werden. Es ist eines der frühen Autorenkollektive der deutschsprachigen Kriminalliteratur. Beteiligt waren die drei berühmten Germanisten Dieter Cunz (1910–1969), Oskar Koplowitz (später Oskar Seidlin, 1911–1984) und Richard Plaut (später Richard René Plant, 1910–1998). Alle drei sind 1933/35 aus Deutschland emigriert und lebten bis 1938 in der Schweiz – in Basel und Lausanne –, bevor sie in die USA auswanderten. Die Schweiz wirkte als Katalysator für ihr gemeinsames Schreiben von Kriminalromanen. Nicht nur waren die drei Männer im Alltagsleben beinahe unzertrennlich, auch ihre Geschichten spielen hauptsächlich in der Schweiz, und sie haben nur hier zu dritt und nur hier Kriminalromane geschrieben.