Beschreibung
Jeder kann sich etwas unter Russland und den Russen vorstellen. Doch woher kommen diese Vorstellungen, durch welche ideologischen Überlagerungen und geschichtlichen Ereignisse sind sie geprägt, und entsprechen sie den Tatsachen? Die Vielschichtigkeit der Fragestellung hat hauptsächlich mit den historischen Umwälzungen zu tun, denen Russland unterworfen war, mit dem Ende der Sowjetunion, mit der siebzigjährigen Epoche des Sozialismus, davor mit einer mehrhundertjährigen Phase des Zarismus, noch weiter zurück mit der tatarischen Besetzung.
Wer waren die Russen aus Schweizer Sicht, bevor sie Kommunisten wurden. Auf der Basis von Schweizer Zeitungen aus dem Zeitraum von 1900 bis 1917 beschreibt der Autor systematisch das, was in der damaligen Zeit als russisch galt. Dabei werden die Besonderheiten einer Schweizer Sichtweise herausgearbeitet. Wenn direkte, offene Interessenkonflikte mit Russland tatsächlich ausgeblieben sind - dies im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern -, dann bestehen in der Schweiz einmalige, 'neutrale' Vorbedingungen für eine Analyse, wie später ein Feindbild von Sowjetrussland entstehen konnte.
Wer das Bild untersucht, das sich das 'Subjekt' Schweiz von seinem 'Objekt' Russ-land macht, der interessiert sich nebst den Inhalten auch für die Gründe, welche die Verformung der Inhalte bewirken. Methodisch werden deshalb der Begriff des wahrnehmenden Bewusstseins und sein Kontext bedeutsam, also die Vorgänge, die von der Wahrnehmung eines Objektes zu dessen Darstellung führen. In letzter Konsequenz lässt ein Schweizer Russenbild Rückschlüsse auf ein schweizerisches Nationalbewusstsein und dessen Bedingtheiten zu.