Beschreibung
Im Dezember 1867 legte an der Universität Zürich die erste Frau ihr Doktorexamen ab: die Russin Nadezda Suslova. Auch von den Tausenden Frauen, die bis zum ersten Weltkrieg ihrem Beispiel folgten, kam die überwiegende Mehrheit aus dem Zarenreich. Dessen ungeachtet interessierten sich die meisten Historikerinnen und Historiker, die sich mit dem Thema des Frauenstudiums befassten, fast ausschliesslich für die ersten einheimischen Studentinnen.
Zwar werden in den Darstellungen zur Geschichte des Populismus weder die Bedeutung der ersten russischen Kolonie in Zürich, noch die Studentinnen, die dazugehörten, vergessen. Aber für die Folgezeit fehlen Untersuchungen, und die wenigen wissenschaftlichen Publikationen, die Studentinnen aus dem Russischen Reich überhaupt erwähnen, lassen den Eindruck entstehen, dass es sich beim Studienaufenthalt der ersten hundert Frauen in Zürich um eine kurze Episode gehandelt habe. Dass dem nicht so war zeigt die Autorin dieser Publikation.
In einem ersten Kapitel werden die Zahlenverhältnisse an den sieben Schweizer Universitäten Zürich, Bern, Genf, Lausanne, Basel, Freiburg und Neuenburg bezüglich der Studierenden und insbesondere der Studentinnen aus dem Zarenreich dargestellt. Anschliessend gehe ich auf die Frage ein, welches sowohl von Russland als auch von der Schweiz aus gesehen die Ursachen dafür waren, dass so viele Studentinnen aus dem Zarenreich Schweizer Hochschulen aufgesucht haben. Im letzten Kapitel sollen die Lebenswege einiger Frauen aus dem Russischen Reich, die in der Schweiz studiert haben, weiterverfolgt werden, wobei es sich dabei nur um Beispiele handeln kann, weil systematische Nachforschungen über diese Frauen aus verschiedenen Gründen sehr schwierig sind.